Helmut-Hofmann-Stadion

© Sportverein St. Blasien e.V.

Der Teil-Lockdown hat uns im Sportverein wieder mit voller Breitseite getroffen. Natürlich sind die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richtig, dass aber Schüler morgens in Bussen zusammengepfercht sitzen oder stehen und der Sport im Freien dagegen ausfallen soll, das verstehen wir nicht. Vor allem unsere Kids brauchen doch dringend die Bewegung als Gegenpol zu mehr Betätigung im Internet. Das kann der Individualsport alleine aber nicht leisten. Darum sind umgehend Korrekturen der Coronaverordnung für Vereine fällig.

Dem unteren BZ-Kommentar von Andreas Strepenick vom 11.11.20 zu diesem Thema ist nichts mehr hinzuzufügen!

 

Gerhard Kappenberger, 1.Vorsitzender

 

- - -

Kommentar

Einschränkungen für den Kinder- und Jugendsport sollten gelockert werden.

Von Andreas StrepenickMittwoch den 11. November 2020 (BZ-Online)

Im Teil-Lockdown fällt auch der Sport für Kinder und Jugendliche im Freien aus. Dass sie morgens in Bussen eng zusammenstehen, aber nicht mehr draußen kicken dürfen, lässt sich rational kaum erklären.

Wie die Zukunft einer Gesellschaft aussieht, in der die Menschen sich immer weniger bewegen, lässt sich ganz gut in den USA beobachten. Dort wächst gerade eine Generation heran, die eine kürzere Lebenserwartung als ihre Eltern haben wird. Viele Kinder und Teenager sind stark übergewichtig, ihr Mobilitätsradius ist erschreckend klein. Krankheiten werden sie vielleicht ihr Leben lang begleiten. Die ohnehin schon sehr hohen Ausgaben für das Gesundheitssystem werden die USA bald noch stärker belasten.

Auch in Deutschland messen Wissenschaftler wachsende Inaktivität und Fettleibigkeit bei immer mehr Kindern und Jugendlichen. Es lohnt sich, den neuesten Kinder- und Jugendsportbericht dieser Forscher zu lesen. Man würde dann auch besser verstehen, warum viele Ehrenamtliche in den fast 90.000 Sportvereinen mindestens konsterniert waren, als Bund und Länder den November-Teil-Lockdown auch in ihrem Bereich verhängten. Die Vereine, sie haben 27 Millionen Mitglieder, wurden auf eine Stufe mit Bordellen und Spielhallen gestellt. Sport und Bewegung im Verein? Reines Freizeitvergnügen; kann man ruhig wieder eine Weile lang bleiben lassen – dieser Eindruck musste entstehen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sind in der Summe richtig. Auch die überwältigende Mehrheit der Menschen in den Vereinen denkt so und trägt sie mit. Viele fragen sich aber zurecht, warum auch der Sport der Kinder und Jugendlichen im Freien plötzlich wieder ausfallen soll. Dass sie morgens in Bussen und Straßenbahnen eng zusammenstehen oder sitzen, aber dann nicht mehr draußen auf dem Rasen mit viel Abstand kicken dürfen, lässt sich rational kaum erklären.

Viele Vereine entwickelten vorbildliche Schutz- und Hygienekonzepte. Die Freiburger Turnerschaft von 1844 etwa, Südbadens größter Verein für Freizeitsportler, ähnelt nun mancherorts einem Sicherheitstrakt. Automatisierte Desinfektionsspender gibt’s an jeder Ecke, Laufwege wurden getrennt, die Benutzung der Toiletten aufs Strengste reglementiert. In jedem Supermarkt dürfte die Ansteckungsgefahr größer sein.

Vereine sind auch Inseln sozialer Nähe!

Und ist das, was die Ehrenamtlichen mit ihrem Einsatz ermöglichen, wirklich nur ein bisschen Freizeit? Vereine sind auch Inseln sozialer Nähe. Menschen begegnen sich, lernen voneinander, üben für eine Gesellschaft, in der jeder seinen Platz hat. Ältere, Menschen mit Behinderung, mit Migrationshintergrund, solche aus einfachen sozialen Verhältnissen freunden sich mit anderen an und erleben Gemeinschaft. Nicht nur Übergewicht, auch Vereinsamung kann gravierende Folgen haben. Dass Bewegung darüber hinaus die Abwehrkräfte stärkt, dass das Immunsystem von maßvollem, klug dosierten Sport nur profitieren kann, ist ein großes Glück. Viel gibt es ja nicht, was wir tun können, um uns vor dem Coronavirus und seinen Gefahren für unsere Gesundheit und die anderer Menschen zu schützen. Maske, Hygiene, Abstand, Lüften – und eben Sport und Bewegung.

Es ist richtig, dass die Vereine nun darum kämpfen, dass wenigstens die Einschränkungen für den Kinder- und Jugendsport gelockert werden. Grundsätzlich könnten sich die Entscheider in Berlin, Stuttgart und anderswo aber auch einmal Gedanken darüber machen, wo die wahren Probleme des Sports in Deutschland liegen. Was Sport in diesem Land überhaupt ist. Er ist jedenfalls mehr als das, was jedes Wochenende in den Fußballarenen stattfindet. Er ist mehr als der – nach wie vor erlaubte – Leistungssport, bei dem eines Tages vielleicht Medaillen, Titel und nationales Prestige herausspringen. Er ist unendlich viel mehr. Das lässt sich in jedem Verein des Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssports hoffentlich bald wieder besichtigen.

 

Kontakt zum Autor: strepenick [at] badische-zeitung.de

Quelle: Badische Zeitung - Online

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.

Der Sportverein auf